24. SONNTAG im Jahreskreis

 

Evangelium nach Markus (8, 27-35)

 

Jesus, wer bist du für mich? Wie oft habe ich mir, im Laufe meines Lebens, diese Frage schon gestellt? Und immer wieder kamen andere Antworten, immer wieder fielen mir neue Aspekte deiner Persönlichkeit auf, wodurch auch deine Bedeutung für mich einen anderen Charakter bekam.

Die Menschen, die ihn damals gekannt und erlebt haben, haben auch mit diesen Fragen gerungen. Und die Antworten variierten stark, je nachdem, ob sie vor oder nach dem Tod von Jesus formuliert wurden. Es war ein Entwicklungsprozess. Das ist eigentlich normal. Das geht bei jedem Menschen so, den man kennenlernt und immer mehr, immer besser kennenlernt.

„Du bist der Messias!“, sagt Petrus. Er verwendet einen Begriff aus seiner Zeit, aus seiner jüdischen Religion, um zu sagen, wer Jesus für ihn ist, was er ihm bedeutet. Für uns ist diese Antwort nicht so direkt verständlich, weil der Begriff „Messias“ uns nicht so geläufig ist. Das he-bräische Wort „Messias“ wurde später mit dem griechischen „Christus“ übersetzt. Dieses Wort ist uns mehr vertraut, weil wir immer von „Jesus Christus“ reden. Aber dabei vergessen wir dann oft, dass dieses „Christus“ nicht ein Name. sondern eine Umschreibung für die Bedeutung von Jesus von Nazareth ist. Christus ist Jesus, der von Gott Gesalbte und Beauftragte, und in diesem Sinne auch ein Retter.

Das hatte Petrus inzwischen schon verstanden. Nur hatte er eine andere Vorstellung und Erwartung von diesem „Messias“. Und als Jesus dann sagte, dass man ihn, bevor er diesen schändlichen Tod am Kreuz stirbt, schmähen und foltern werde: da kam Petrus nicht mehr mit! Von einem, der so stirbt, kann man doch nichts mehr erwarten! Erst nach der Auferstehung, nachdem ihm klar geworden ist, dass Gott diesen so umgekommenen Jesus auferweckt, ihm eine neue Existenz gegeben hat und dadurch gezeigt hat, dass er - Gott - das letzte Wort hat, erst dann hat Petrus auch angefangen Jesus neu zu verstehen.

Und langsam hat er dann auch die Worte von Jesus verstanden: „Wer mir nachfolgen will, der darf nicht mehr sich selber suchen und sich in den Mittelpunkt stellen, sondern muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir so nachfolgen. Wer hier nur an sein eigenes Leben denkt, der wird das Leben verfehlen. Wer aber sein Leben für mich und für Gottes rettende Botschaft einsetzt, der wird das wirkliche Leben finden.“ - Nur das ist in deinem Leben wirklich etwas wert, wofür es sich zu sterben lohnt. Gibt es so etwas in deinem Leben? Und was ist das? Wofür lebst du, setzt du dich mit all deinen Kräften ein? Es muss nicht unbedingt sterben sein, denn das ist dann schon ein Extremfall. Aber wofür setzt du dich wirklich ein, gibst du dich hin, engagierst du dich voll und ganz? Nur für dich selbst, für dein eigenes Ego, für deinen Bauch, für deine Karriere, für dein Bankkonto?

Und da behauptet Jesus: Nur wenn du dich für mich, für Gott, für seine Botschaft der Nächstenliebe einsetzt, wirst du das wirkliche Leben finden. Nur wenn du es schaffst, über dich hinauszuwachsen, dich an Gott und an deinen Mitmensch zu verschenken, Gott und deinen Mitmenschen wichtiger nimmst als das eigene Ich, kannst du erfahren, was wahres Leben ist. Wer sein Leben festhält, sich an Dingen festkrallt, nur haben will, dessen Leben geht verloren, ist vielleicht schon verloren, leer geworden.

Wofür bist du bereit zu leben? Für Jesus? Ist er dir so wichtig geworden? „Wer bin ich für dich?“, fragt er. „Bist du wirklich bereit meine Lebensweise zu übernehmen? Es wenigstens zu versuchen? Auch wenn das oft schwierig ist und dir das wie ein Kreuz vorkommt?“

Menschen, die diesen Weg von Jesus gehen oder gegangen sind, wissen zu berichten, dass sie frei geworden sind, dass sie reich geworden sind, weil sie es geschafft haben das eigne Ich loszulassen und für etwas ganz Wertvolles, für Gott, Jesus und Menschen zu leben.

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